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1. Bd. 4 - S. 42

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
42 I. Die Zeit der Konstitutionen. tan selbst den Kern derselben nicht von ferne, und wurde auch so schlecht bedient, daß die meisten Reformen doch nur in Schein ausliefen. Er wagte christliche Damen zu besuchen, seinen Kindern die Pocken einimpfen zu lassen, Wein zu trinfen; aber der Abgabendruck, die Unsicherheit des Eigenthums und alle Mißbrauche muselmanischer Willkühr und türkischer Rohheit währten auch unter fränkischer Maske unvermindert fort, selbst in der Hauptstadt, wie vielmehr in den Provinzen. Fast in einem Jahre hatte Mahmud sein Fußvolk vernichtet und durch den Schlag von Navarin (S. 35) seine Flotte eingebüßt. Die schlauen Russen rieben sich die Häude und betrieben in Akjermau Verhandlungen, in welchen sie ihre Forderungen beständig steigerten und zuletzt über Vertragsbruch klagten, worauf 26. April 1828 die russische Kriegserklärung folgte. Der erste Fe^dzug, von dem alten Wittgeusteiu geleitet, den aber die Gegenwart des Kaisers vielfach hemmte, entsprach nur gar nicht der Erwartung, die Europa vorn russischen Heere hegte. Es erfocht im Kampf um die Donaufestnngen unter schweren Verlusten etliche „Siege der Einäugigen über die Blinden," wie der große Fritz über russische Kriegserfolge in der Türkei zu witzeln pflegte; den bedeutendsten Gewinn, die Besetzung der Festung Warna verdankte es nur dem Verrath des Vertheidigers. — In Asien dagegen führte der kriegserfahrene Paskewitsch ein durch sorgfältigste Pflege an sich gekettetes kleines Heer, eroberte damit in kühnem Zug die Festuug Kars (Juli), die Nadir Schah 1735 mit 100,000 Mattn vergeblich belagert hatte, sofort auch Achalkalaki und Achalzik (Aug.), und wußte selbst im Winter Persien, das (Febr. 1829) durch einen Volksciusstaud itt Teheran und den Mord des russischen Gesandten hoch aufgeregt war, wieder zur Ruhe zu verweisen, indem er sogar mit dem Sturz der Dynastie drohte. Der Schah fügte sich; sein eigener Enkel eilte nach Petersburg, um für die Schmach des Gesandtenmords Abbitte zu thun.

2. Bd. 4 - S. 45

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 6. Russisch-türkische Verwicklungen. 45 der nicht beachtet wurde. Ibrahim zermalmte es bei Nisib 24. Juni 1839 lind konnte wieder gegen Konstantinipel vorrücken, wo der dem Trunk verfallene Mäh. mnd Ii. im Sterben log (f 30. Juni) und sein Kapudan Pascha die ganze Flotte dem Ägypter auslieferte. — Dem 16jährigen Sultan A bdu l Me dsch id (1839—61) griffen jedoch die Großmächte unter die Arme, vor allen England, das die Türkei nicht tiefer finken lassen durfte, daß ]ie nicht Rußlands Bente werde. Und da Frankreich dennoch den Ägypter sichtlich befreundete, schloßen die vier übrigen Mächte 15. Juli 1840 deu Quadrupelvertrag, welcher dem Ägypter, wenn er sich unterwarf, die Erblichleit des Paschaliks und einen Theil von Syrien zusicherte^ 2bie_ er darauf nicht eingieng und auch der französische Minister Thiers zum Kriege rüstete, um etwa die Rheingrenze oder die Balearen zu erhaschen, segelte eine englischösterreichische Flotte in den Osten, erstürmte Akko und Beirut, boinbardirte Alexandria und nöthigte den Viceköuig, Syrien, Arabien und Kreta zu räumen, und gegen Zurückgabe der türkischen Flotte, sich mit der Erblichkeit des ägyptischen Unterthrones zu begnügen. Muhammed Ali starb 80jährig 1849. Auch von Serbien (S. 31) mag hier gleich weiter die Rede sein. Mit großer Schlauheit regierte dort der Kuiäs Milosch Obreuowitsch, indem er die türkische Oberherrschaft sich gefallen ließ und der Theilnahme am griechischen Aufstand geschickt auswich. In der Kirche von Kragujewatz versammelte er Jan. 1827 die Sknpschtina (Stände) des Volks und verkündigte ihnen etwas, das einer Konstitution gleich sah, also Gleichheit vor dem Gesetz, Handels-, Religionsfreiheit 2c. Unter der letzteren verstand man übrigens im Lande selbst nur das neue Bor« recht, Glocken zu besitzen und zu läuten, verbunden mit dem wesentlicheren, keine griechischen Bischöse mehr zu haben, sondern blos serbische. Dieser wilde Bauer und Hirt machte sich nun mit den europäischen Zuständen bekannt, indem er sich alles Mögliche vorlesen ließ rc. wäh-

3. Bd. 4 - S. 16

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
16 l. Die Zeit der Konstitutionen. übernahm insgeheim die Stelle eines Regenten, theilte aber alles, was er wußte, dem Könige mit. Am 9. März 1821 bemächtigte sich Oberst Ansaldi der Citadelle von Alessandria, verkündigte die spanische Konstitution und rief „sür's Reich Italien" alles unter die Waffen. Der König, eingeschüchtert, wollte erst beschwichtigen, dann, als er den Ernst der Laibachschen Verhandlungen ersnhr, sich der Zumuthungen seiner Offiziere erwehren; da aber Turin sich für den Aufstand erklärte, dankte er ab und zog sich nach Nizza zurück. — Karl Albert trat die Regentschaft an, zauderte erst und machte sich dann aus dem staube. Der östreichische Geueral Bubua jagte 8. April bei Novara durch einige Kanonenschüsse die revolutionären Truppen in die Flucht; Ansaldi wurde von seinen Soldaten im Stiche gelassen und somit trat des Königs Bruder Karl Felix (1821—31) die Regierung in aller Ruhe an. Die Strafen fielen mäßig aus; aber Italien konnte sich nun ganz als eine östreichische Provinz ansehen. Dennoch wehrten sich seine Regierungen gegen den vorgeschlagenen Staatenbund, und nicht zum wenigsten that dies der Papst, der als Italiener den Fremdenhaß nicht abschütteln konnte. § 3. Spanien und seine amerikanischen Kolonieen. Spaniens Eroberung durch Napoleon war zwar nie vollendet, hatte aber dieses Land in die gräßlichste Verwirrung gestürzt, indem sich die Parteien der Französischgesinnten, der Anhänger des Alten und der Neuerer in keiner Weise mit einander vertragen konnten. Die einzelnen Provinzen und die Generale hatten im Unabhängigkeitskrieg gekämpst, wie es sich eben machte; endlich war es einigen Regenten, wie sie sich nannten, eingefallen, Cortes, d. H. Reichsstände nach Cadix zu berufen, wie man sie seit 100 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ihre gebildeteren Glieder hatten 1812 (nach dem Muster der französischen von 1791) eine demokratische Verfassung aufgesetzt, um die sich zunächst niemand kümmerte; zu einiger

4. Bd. 4 - S. 17

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 3. Spanien und feine amerikanischen Kolonieen. 17 Macht gelangten die Cortes erst, als die Engländer ihnen den Weg nach Madrid eröffneten und Hilfsgelder zahlten. Napoleon hatte dann Ferdinand Vii. aus feiner Gefangenschaft entlassen, und derselbe kehrte nicht sobald (Mai 1814) nach Spanien zurück, als er auch schon vor feinem Einzug in Madrid die Cortes und deren Verfassung für null und nichtig erklärte. Er war ein treu- und haltloser, argwöhnisch feiger und grausamer Mensch. Für die Cortes hätte sich niemand gewehrt, wenn er nur selbst ein würdiges Regiment zu führen verstanden hätte; einer Verfassung war das tief herabgebrachte Land weniger bedürftig als einer geordneten Verwaltung. Aber entzückt vom Zuruf des Pöbels: Es lebe der unumschränkte König! wüthete er nun gegen die Mitglieder der Regentschaft und der Cortes, ja gegen alle Liberalen und Jofefinos. Die „Servilen" triumphirten: Folter und Inquisition wurden wieder eingeführt, die Jesuiten zurückberufen und den Klöstern ihre früheren Besitzungen zurückgegeben. Bis zum Juli 1814 zählte man schon 50,000 Verhaftete, und die Hinrichtungen wurden endlich durch massenhafte Abschlachtungen verdrängt. Des Königs Umgebung, die Camarilla ^Kammerdiener-wirthschaft) ließ alles verrotten und verderben, wenn sie nur ihre Rache oder ihre Lüste befriedigen und sich vom Staatsseckel bereichern konnte. Tausende wanderten aus, oder schloßen sich den Räuberbanden an, die ihr Wesen immer frecher trieben, oder stifteten sie Verschwörungen und Ausstände. Südamerika war inzwischen durch die Macht der Umstände während der napoleonischen Kriege von Spanien losgetrennt worden. Spanien hatte diese unermeßlichen Strecken kolonisirt und drei Jahrhunderte lang in dem Sinne ausgebeutet, daß bei allen Verfügungen nur an den Vortheil des Mutterlandes gedacht wurde. Sie durften also nur spanische Waaren gegen hohe Zölle einführen, durften ihre Erzeugnisse nur auf spanischen Schiffen versenden, auf spanischen Märkten verkaufen und keine Pro- 1-».

5. Bd. 4 - S. 65

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 10. Die belgische Revolution 65 Bürgergarde, verjagten den Sicherheitsausschuß und richteten 21. Sept. unter dem Namen Centralausschuß ein Volksregiment ein, das zu stürzen auch die belgischen Abgeordneten den König baten. Prinz Friedrich drang darauf mit 10,000 Mann in die Stadt ein, wnrde aber in einen so erbitterten Straßenkampf verwickelt, daß er, als am dritten Tage, 26. Sept., die Munition ausgieug, seine Truppen ans Brüssel heraus ziehen mußte. Nach solchem Blutvergießen schien das Hans Oranien in Belgien unmöglich geworden zu sein, und de Potter wirkte jetzt in der provisorischen Regierung für völlige Trennung von Holland. Noch entspann sich ein hitziges Gefecht in Antwerpen, welches General Chasse aus der Citadelle 26. Okt. mit Bomben überschüttete; bereits waren außer diesem Bollwerk nur noch Maastricht und Luxemburg in der Gewalt des Königs. Ein Nationalkongreß, der im Nov. eröffnet wurde, verkündigte am 18. die ewige Ausschließung des Hauses Oranien. Unbehindert von den Ostmächten, denen anderswo Beschäftigung erwuchs, unterstützt von Frankreich, dem auch England sich näherte (eben um Belgien nicht ganz an Frankreich zu überlassen), unternahm es dieser Kongreß das neue Reich zu konstituiren, vorerst mit Ansschlnß von Luxemburg, das ja zum deutschen Bund gehörte. Man vereinigte sich zu einer demokratischen Verfassung mit monarchischer Spitze, da Kirche und Staat völlig unabhängig von einander ihre besonderen Wege gehen sollten (7. Febr. 1831). Zum König wählte man den Herzog von Nemours, Louis Philipps zweiten Sohn, den aber England verwarf, wie Frankreich von einem Leuchtenberg, als einem Napoleoniben, nichts hören mochte. Enblich vereinigten sich alle Stimmen auf Leopolb von Kofcurg, den einsichtigen Prinzen, der kaum erst die griechische Krone (S. 37) ausgeschlagen hatte. Am 21. Juli 31 hielt er seinen Einzug in Brüssel, beschwor unter freiem Himmel die Verfassung und wurde zum König der Belgier ausgerufen. Frankreich, das gern etliche Festungen 3**

6. Bd. 4 - S. 35

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 5. Der griechische Aufstand. 35 ten die Burg von Athen, die auch 5. Juni 1827 in ihre Hände fiel. Erschütternd hallte die Nachricht vom Falle Mesolongis durch gauz Europa; und weun sie auch den Eifer der Philhellenen neu entstammte und selbst Fürsten wie Ludwig I. vou Baiern (1825—48) zu reichen Beiträgen vermochte , Griechenland schien doch verloren. Allein eben jetzt trat rechtzeitige Rettnng ein. Da Kaiser Alexander gestorben war, verständigte sich England mit seinem Nachfolger Nikolaus in aller Stille (4. April 1826) dahin, zwischen Türken und Griechen eiueu Frieden zu vermitteln, der diese etwa in die Stellung der Douausürsten-thümer brächte. Metternich sah hierin einen „vor der Vernunft unhaltbaren Schritt;" aber Frankreich empfahl der Pforte nachzugeben. Da diese siegsgewiß sich jede Einmischung verbat, beschloßen England, Rußland und Frankreich 6. Juli 1827, wenigstens Waffenruhe vou deu kriegenden Parteien zu verlangen, ja solche nötigenfalls zu erzwingen. Und als der (Sultan auf seiner Abweisung behaute, fuhren die Geschwader der Seemächte unter dem Engländer Codringtou nach Navarin, besahen sich da die türkisch-ägyptische Flotte und nahmen dem Ibrahim das Versprechen ab sich ruhig zu verhalten. Jedoch gereizt durch griechische Feindseligkeiten ließ dieser Messenien grausam verheeren und etliche Schiffsabtheilungen aus-lausen. Da fuhr die alliirte Flotte 20. Okt. 1827 in den Hasen von Navarin, die feindliche znsammeuzuhalteu, 27 Schiffe gegen 130, und wie uuu die Ägypter zu schießen ansieugen, gab Codringtou den Befehl, mit Kugeln zu antworten. In dem Knäuel der schwimmenden Festungen gieng fein Schuß verloren. Der lang zurückgedrängte Grimm des vereinten Enropa's machte sich an diesem Tage endlich Luft: in 4 Nachmiltagsstunden wurde die Flotte des Islam zertrümmert. Es war derselbe Tag, an welchem der Großwesir endlich so weit nachgegeben hatte, daß er den Fürsten Metternich um seine Vermittlung bei den Seemächten bat. Die Spinnenge-

7. Bd. 4 - S. 70

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
70 I Di.e Zeit der Konstitutionen. Der beständige Hader der Parteien brachte hier 15. Aug. einen Pöbelaufstand zum Ausbruch, da die Gefängnisse erbrochen und viele Unschuldige, auch Frauen, ermordet wurden. Czartoryski entfloh und ein ränkesüchtiger General Krukowiezki übernahm die Regierung, um seiu Vater-laud an Rußland zu verrathen. Während Paskewitsch mit preußischer Hilfe über die untere Weichsel setzte, entsandte Krukowiezki den genuesischen Abenteurer Ramorino nebst 20,000 Mann in die Ferne, „um Lebensrnittel zu holen," woraus die Russen (5. 6. Sept.) die Verschanzungen um die Hauptstadt her zu stürmen begannen. Unter steigender Verwirrung, vor der auch Krukowiezki abtreten mußte, wurde ein Waffenstillstand geschlossen und 8. Sept. zogen die Russen in Warschau ein. Ramorino überschritt 16. Sept. die östreichische Grenze und streckte dort die Waffen; ebenso Rozyzki, von Rüdiger nach Krakau gedrängt; Rybinski mit dem Rest der Armee 5. Okt. ergab sich den Preußen, unter feierlichem Protest gegen die Behandlung, welche Polen erfahren habe. Die Hoffnung auf französische Hilfe war wieder einmal gründlich getäuscht wordeu; der Minister Frankreichs verkündigte: In Warschau herrscht die Ruhe! Freilich eine Grabesruhe. Es begann ein furchtbares Strafgericht über die Schuldigen, auch die Ausgewanderten, Verbannten, Geächteten, die bald durch alle Länder zerstreut waren, von Sibirien bis nach Algier und Amerika. Polen wurde feiner Verfassung beraubt und von Paske-witfch als Provinz regiert, russische Sprache und Sitte möglichst weit verbreitet und die katholische Religion hart bedrängt. Nikolaus sperrte die Grenze noch strenger auch gegen das bienstbefliffene Preußen und brückte nunmehr stärker auf Deutschland; den Freiheiten und dem Protestantismus der Ostseeprovinzen würde f. 1835 mit List und Gewalt zu Leibe gegangen. Das geschah im Dienst des Panslavismus, der aus Moskau die heilige Stadt aller Slavenstämme machen möchte und darum auch alle uuslavischen Völker im ungeheuren Reich zu russifiziren

8. Bd. 4 - S. 102

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
102 I. Die Zeit der Konstitutionen. ihn mit leichter Mühe wieder zurücknehmen; in beiden Fällen, ob er mißräth oder gelingt, lernen die Nachbarn etwas ans dem Vorgänge. § 16. Anläufe zur Einigung Italiens. Als die Jnlirevolntion ausbrach, lag Grabesstille über Italien; die östreichische geheime Polizei hielt alles für ruhig, ja hoffte, man wünsche auch im Kirchenstaate lieber noch östreichisch zu werden, als päpstlich zu bleiben. Dennoch wühlten in der Stille die geheimen Gesellschaften, und einer, dem sie zu ängstlich schienen, der „ewige Verschwörer" Ma zzini (1808—72), begann jetzt seine Lebensarbeit (S. 98), indem er das Losungswort Dio e poputo ausgab und auf die Umwandlung Italiens in eine katholisch fromme Republik lo^strebte. Von der bonapartischen Familie, deren Hauptquartiere Rom und Florenz waren, wandten sich die Söbue des Exkönigs von Holland Geheimbünden zu, in welchen für die Befreiung Spaniens und Italiens und die Bildung einer lateinischen Liga gegen die Uebermacht der heiligen Allianz gewirkt wurde. Als Febr. 32 Papst Gregor Xvi. gewählt worden war, brachte der mit den Napoleoniden einverstandene Me-notti die Revolution in Modena zum Ausbruch, worauf sich auch Bologna, Ravenna und die Romagna erhoben; Parma verjagte seine Herzogin Marie Louise, und fast der ganze Kirchenstaat schloß sich dem Aufstand an. Ohne Blutvergießen schien Mittelitalien frei werden zu sollen; die weltliche Gewalt des Papstes ward abgeschafft und die freien Provinzen suchten sich zu einem Staate zu bilden. Aber der östreichische General Frimond überwand mit leichter Mühe die Aufständischen; schon am 29. März rückten seine Truppen in der letzten Feste der Revolution, in Ankona ein. Der ältere Sohn Hortenses starb auf diesen abenteuerlichen Zügen an den Masern, den zweiten, Louis Napoleon, wnßte mütterliche List den Oest-mchern zu entziehen (S. 91). Er sollte Italien erst nach

9. Bd. 4 - S. 110

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
110 Ii. Die Zeit neuer Staateiibildungen. abdanken; am 31. versammelte sich ein Vorparlament in Frankfurt, um Deutschland umzuschafsen. Ein ungeheurer Kessel öffnet sich da vor unsern Augen, in welchem alles durcheinander brodelt, so daß sich die einzelnen Begebenheiten nur schwer einreihen lassen. Nie noch hatte Frankreich den glänzenden Ruhm, der Tonangeber für Europa Zu fei», in so ausgedehnter Weise verdient: Alles lechzte nach Grundrechten, und suchte alle mögliche und unmögliche Menschenrechte festzustellen, von denen wohl das verhängnisvollste das allgemeine Stimmrecht ist. Durch die Klugheit Leopolds I. (S. 66), der sich erbot, feinem Volke die Kosten einer Revolution durch Abdankung, falls sie gewünscht werde, zu ersparen, blieb Belgien von dem Revolutioussieber nnangestecft. Und als die englischen Chartisten (S. 51) London mit einem großen Tage beglücken wollten, reihten sich alle ruhigen Bürger in die Polizei ein und erwehrten sich durch ihre feste Haltung der Unruhestifter. Holland begnügte sich mit Einführung einer freisinnigeren Verfassung. Durch das übrige Mitteleuropa aber grafsirte das welsche Fieber unaufhaltsam weiter, bis es sich ausgetobt und durch feine bitteren Früchte die Völker über die Jämmerlichkeit seiner Wurzel aufgeklärt hatte. § 2. Oestreich will zerfallen. Unter dem schwachen Ferdinand I. (1835—48) hatte Metternich noch unumschränkter feine Politik des Stillstands fortgeführt, und ebendamit Oestreich dem deutschen Leben immer mehr entfremdet. Daß sich mittlerweile die einzelnen Nationalitäten des Reichs innerlich sammelten und ausbildeten, kümmerte den hohen Leiter wenig. So bitter die Deutschen in Italien gehaßt wurden, war doch die Regierung nirgends Darauf bedacht, das deutsche Element zu stärken; vielmehr vereinigten sich an der Südgrenze Polizei und Klerus in dem Bestreben, alles zu verwelschen, bis die romanische Sprache auf die Wasserscheide der Alpen herausgerückt war. Geborne Deutsche

10. Bd. 4 - S. 113

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 2. Oestreich will zerfallen. 113 bereit gewesen, gegen dasselbe für den Papst zu kämpfen. Jetzt am 23. März erklärte er den Lombarden seinen Entschluß, ihnen zu Hilfe zu eilen, in der Hoffnung, Piemont damit vor einer Umwälzung zu bewahren und ein oberitalisches Reich zu gründen, stark genug, den Kern eines künftigen Italiens zu bilden. Bei St. Lucia (6. Mai) maßen sich die Piemontefeu, durch sonstigen italienischen Zulauf nur schwach verstärkt, mit dem unerschütterlichen Radetzky; am 30. trugen sie bei Goito einen Sieg davon, nahmen auch das ausgehungerte Peschiera ein. Oestreich hätte nun gegen Uebernahme eines Theils der Staatsschuld die Lombardei freigelassen, um nur Venetien zu behalten; Karl Albert aber sah auch dieses schon als gewonnen an und versäumte den günstigen Augenblick. Durch ungarische Regimenter verstärkt errang Radetzky 25. Juli bei Cu st o z za einen glänzenden Sieg und drang gegen Mailand vor, aus dem der Sardinier, mit Koth beworfen von feinen wüthenden neuen Unterthanen, mühlich entrann. Er schloß 9. Aug. einen Waffenstillstand, der ihn ans feine früheren Grenzen beschränkte. Wir fahren gleich weiter fort in Oberitalien. Der König war so tief gebemüthigt, daß er dem Drängen der rabifalen Partei, das Kriegsglück nochmals zu versuchen, sich nicht entziehen konnte. Er übertrug dem Polen Chrzanowski den Oberbefehl über fein Heer, fünbigte am 20. März 49 den Waffenstillstand, würde aber schon ehe er über den Ticino setzen konnte, von Rabetzfy umgangen, überfallen und 23. März bei Novara so ans's Haupt geschlagen, daß er lebenssatt die Krone seinem Sohne Victor Emanuel übergab und nach Portugal reiste, wo er im Juli starb. Im Frieden von Mailand 6. Aug. behielt Sardinien seine Grenzen und zahlte nur 75 Mill. Frcs. Kriegsentschädigung. — Venedig, das sich erst an Sardinien angeschlossen, dann aber die Republik hergestellt hatte, wehrte sich wacker trotz Hunger und Seuche; erst 22. Ang. 49 kapitulirte sein starkmüthi- 5**
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